Stadtgeschichte
Winnenden – gestern – heute – morgen
Historischer Überblick
Winnenden ist die älteste Stadt im Rems-Murr-Kreis. 1212 erlangte es die Marktgerechtigkeit. Jahrhundertelang bildeten die Wochen- und Jahrmärkte die Grundlage für die Erwerbstätigkeit seiner Einwohner. Die Markttradition hat sich bis in die Gegenwart hinein erhalten.
Funde der Mittel- und Jungsteinzeit dokumentieren die frühe Besiedlung des Winnender Raums. Auch Kelten und Römer hinterließen ihre Spuren. Archäologische Ausgrabungen, die 1979/80 auf dem Areal der Schlosskirche gemacht wurden, legen eine Gründung des heutigen Winnenden um die Mitte des 9. Jahrhunderts n. Chr. nahe. In der Forschung wird davon ausgegangen, dass die ersten Einwohner kriegsgefangene Slawen waren. Der Name Winnenden lässt sich wohl auf die Stammesbezeichnung der Wenden zurückführen.
Ãlteste Stadt im Rems-Murr-Kreis Die erste schriftliche Erwähnung der Stadt datiert aus dem Jahr 1181. In einer Urkunde des Stauferkaisers Friedrich I. über das Kloster Adelberg wird als Zeuge ein Gottfried von Winnenden aufgeführt. Dieser Hochadlige hatte sich mit der Burg Winnenden ein Herrschaftszentrum geschaffen, von dem heute noch der Wehrturm im Teilort Bürg zeugt. Durch die Heirat seiner einzigen Tochter ging Winnenden an die Herren von Neuffen über. 1288 schenkte Berthold III. von Neuffen dem Deutschen Orden einen Teil der Rechte und Güter seiner Winnender Besitzungen. Eine Schwester Bertholds war mit Konrad von Weinsberg verheiratet, der die Herrschaft Winnenden 1325 an die Grafen von Württemberg verkaufte.
Im frühen 16. Jahrhundert versetzte der Aufstand des Armen Konrad Winnenden in Unruhe. Während des 30-jährigen Krieges hatte die Stadt wiederholt unter Besetzungen, Plünderungen und der Pest zu leiden, verlor infolgedessen rund drei Fünftel ihrer Einwohner. 1665 erwarb Herzog Eberhard III. von Württemberg die Deutschordenskommende Winnenden und verleibte sie dem Kammerschreibereigut ein. Im Juli 1693, während des Pfälzischen Erbfolgekrieges, steckten französische Truppen Winnenden in Brand. Sämtliche Gebäude innerhalb der Stadtmauer wurden zerstört.
Wohlhabende Handwerkerstadt vor der Industrialisierung Nach dem Wiederaufbau erlebte Winnenden im 18. Jahrhundert eine Blüte. In der Residenzstadt der Seitenlinie Winnental des herzoglichen Hauses Württemberg florierten die Märkte und das Handwerk. Die Epoche der Revolutions- und Napoleonischen Kriege bedeutete für Winnenden wiederum Truppendurchmärsche und Einquartierungen. Hinzu kam, dass es aufgrund einer Gebietsreform König Friedrichs I. von Württemberg seine Funktion als Oberamtsstadt verlor. 1808 wurde Waiblingen Sitz des neuen, vergrößerten Oberamts.
Zur Zeit der Regierung König Wilhelms I. entstanden in Winnenden zwei bedeutende Einrichtungen auf dem Gebiet der Gesundheit. 1823 wurde die Paulinenpflege gegründet, 1834 die "königliche Heilanstalt Winnenthal". Vergleichsweise spät setzte die Industrialisierung ein. Den zahlreichen Handwerkern, Bauern, Weingärtnern und Gastwirten, deren Existenz stark von den Märkten abhing, fiel der Übergang zu einer anderen Produktionsweise schwer. Mit der Eröffnung des Streckenabschnitts Waiblingen - Backnang der Murrtalbahn im Jahr 1876 erhielt Winnenden zwar Anschluss an die Landeshauptstadt Stuttgart. Bis zur Ansiedlung der ersten größeren Fabrik, der Ziegelwarenfabrik Winnenden GmbH, vergingen aber noch über 20 Jahre.
Aufschwung ab der Mitte des 20. Jahrhunderts Eine Zäsur im 20. Jahrhundert war der Beschuss der Innenstadt durch US-Feldartillerie am 20. April 1945. Dabei verloren 20 Menschen ihr Leben. Viele Gebäude wurden zerstört und beschädigt. Nach dem Zweiten Weltkrieg ließen sich Flüchtlinge und Heimatvertriebene in Winnenden nieder. In den folgenden Jahrzehnten vollzog sich ein Aufschwung in der Stadtentwicklung. Neue Schulen und Sportstätten wurden gebaut, Industrie wurde angesiedelt und die Verkehrsinfrastruktur verbessert. Ein Meilenstein bei der Erschließung von Wohnraum war die Entstehung des Bezirks Schelmenholz. Die ersten Gebäude dort wurden 1964 bezogen.
Im Zuge der baden-württembergischen Gemeindereform erfolgte zwischen 1971 und 1974 die Eingliederung von Baach, Birkmannsweiler, Breuningsweiler, Bürg, Hanweiler, Hertmannsweiler und Höfen. Bedingt durch das damit einhergehende Anwachsen der Einwohnerzahl auf über 20.000 wurde Winnenden 1973 zur Großen Kreisstadt erhoben.
Begehrte Kreisstadt mit Lebensqualität und Zukunftschancen Heute ist Winnenden ein dynamisches Unterzentrum mit mittelzentralen Funktionen im gesundheitlichen, wirtschaftlichen und schulischen Bereich. Die reizvolle Verbindung von Natur und Kultur und ihre attraktive Lage im Großraum Stuttgart machen die Stadt zu einem begehrten Wohnort mit hoher Lebensqualität.